Ewige Ruhestätte? … Das verfallene Mausoleum




In meinem letzten Bastelbericht habe ich ein 60x60cm-Spielfeld gebaut, welches zur Zeit außer einem Plateau, einem Marktplatz und zwei Kreuzungen noch nicht viel enthält. An eine Stadt will die Platte deshalb noch so gar nicht erinnern. Damit ist klar was als nächstes ansteht: Gebäude, Ruinen, urbane Sichtblockaden! Hierbei habe ich mich aus bestimmten Gründen entschieden, für den Anfang ein Mausoleum zu bauen.
Das Mausoleum soll später allerdings in Einzelteile zerlegt werden und für Standard-Ruinenteile herhalten können, da man nicht in jedem Fall ein Mausoleum, wohl aber jede Menge Lückenfüller auf der Platte benötigt.

Demnach ist der Fahrplan für diesen Baubericht klar:

Schnellnavigation / Rezept für ein kaputtes Mausoleum:

>>> Schritt 1: Ein Mausoleum bauen
>>> Schritt 2: Ein Mausoleum kaputt machen
>>> Schritt 3: Kaputtes Mausoleum bemalen



Schritt 1: Ein Mausoleum bauen

Aller Anfang ist schwer: Wenn man einmal den Plan gefasst hat, etwas zu bauen, beginnt die Recherche nach Anregungen im Internet. Dazu sind alle möglichen Suchmaschinen mit der Funktion 'Bilder' geeignet, und natürlich gibt es verschiedene Seiten, die zu jedem Thema passende Bildergalerien besitzen. Auf diese Weise bin ich auf meine Vorlage gestoßen: Ich habe mich für das >>> Tibbits Mausoleum in Oakwood Cemetery (Troy, New York) im gotischen Stil entschieden. Ich möchte der Platte in 'Dark Fantasy'-Manier einen Eindruck von ausgehender Gotik und beginnender Renaissance geben.




Zu allererst werden die Schablonen für das Projekt auf Pappe gezeichnet und dann ausgeschnitten. Im Grunde benötigt man für so ein kleines Projekt keine Schablonen und könnte die Maße direkt auf das Baumaterial abtragen. Es ist aber eine schöne Eigenart, sich das Sammeln der Schablonen für seine Projekte anzugewöhnen: So kann man die verwendeten Maße direkt mit anderen teilen und stellt sicher, dass die Ergebnisse wenn nötig auch reproduzierbar sind.



Mein Mausoleum soll, anders als das Original, vier Eingänge besitzen. Nachdem der Bauplan in Form von Schablonen steht, werden die Teile in der benötigten Menge aus Trittschalldämmung ausgeschnitten.



Das Mausoleum hat an den Ecken noch stützende Verdickungen, wie in der gotischen Architektur üblich. Dazu werden 1cm breite Streifen ausgeschnitten, oben im 30-Grad-Winkel angeschnitten und dann mit Holzleim auf die Fassaden geklebt. Die Türen bekommen einen Rahmen, indem man noch einmal 3mm vom Eingangsbogen entfernt einen ca. 2mm tiefen Schnitt macht. Mit etwas Geduld lässt sich der so entstandene Streifen dann mit einem senkrechten Schnitt herauslösen. Anschließend werden alle Flächen mit einem Alufolie-Ball strukturiert …



… und das Steinmuster eingezeichnet. Dabei wurden zuvor mit Bleistift Referenzlinien im 0,5cm Abstand als Führung angedeutet. Nun kann man sich wieder mit den verschiedensten Stein- und Mauerarten austoben - für Mausoleen werden wohl nicht immer nur die besten oder einheitliche Baumaterialien verwendet - schließlich ist eine Klage der Bewohner wegen baulicher Mängel … zumindest unwahrscheinlich.



Wenn alle Teile einseitig mit Mauerstruktur versehen sind, können sie auf eine Grundplatte geklebt werden. Da wir hier ebenfalls Trittschalldämmung verwenden, ist das Modell sehr leicht - ein Problem, das wir später noch mit Metall-Unterlegscheiben lösen werden.



Nun haben wir um Grunde ein fertiges Mausoleum. - Dach drauf und grundieren, … oooder wir machen es kaputt …


Schritt 2: Ein Mausoleum kaputt machen

Meiner Meinung nach ist es viel einfacher, und erzielt bessere Effekte, wenn man sich nicht bemüht, realistisch zerstörte Gebäude zu planen. Die Ruinen werden viel natürlicher, wenn man ein Gebäude plant und im Nachhinein Teile der Zerstörung preis gibt. Dabei erkennt man auch viel besser, wie sich zum Beispiel das wegnehmen einer Säule auf die Statik des Gebäudes auswirken würde und kann dann entscheiden, ob besagter Gebäudeteil nun noch stehen sollte, oder nicht.
Ich habe mich entschieden die Mausoleum-Ruine grob zu dritteln, so dass eine Fassade vollständig bleibt und die andere in der Mitte durch einen kräftigen Mauerriss gezeichnet ist.



Die Schnitte wurden dabei entlang der Mauerstruktur gemacht. Nur solche Steine dürfen überstehen, die von mindestens einem unterliegenden Stein eingekeilt sind. In die Grundflächen der Ruinenteile habe ich kreisförmige Löcher geschnitten und darin jeweils zwei 25mm-Unterlegscheiben mit Holzleim eingeklebt. Ein Stück Papier verblendet später den Eingriff.



Da nun die Innenseite des Modells sichtbar ist, habe ich noch einmal an ausgewählten Stellen 5mm-Trittschalldämmung strukturiert und entlang der Steinkanten zurechtgeschnitten um die Mauern im Inneren zu verblenden und zu verstärken. Das gibt der Ruine mehr Stabilität und zusätzlich einen noch wüsteren Look. Zusätzlich kommt noch das Dachfenster an seinen Platz, welches der Einfachheit halber mit einer Fingernagelschere aus Pappe ausgeschnitten wurde.



Die beim Zerteilen der Ruine entstandenen Mauerreste finden auf den Grundplatten Platz. Ich empfehle mindestens die Hälfte der weggenommenen Teile als Schutt auf dem Geländestück zu verteilen, da alles was vom Gebäude heruntergefallen ist, schließlich nicht all zu weit davon zum liegen kommt. Da Trümmer natürlich mit der Zeit einsacken und weiter zerbröseln ist es nicht nötig alle Mauerreste zu verteilen. Ihr werdet aber feststellen, dass bei größeren Ruinen auf diese Weise viel mehr Schutt zusammenkommt, als man 'nach Gefühl' auf das Modell gebracht hätte.



Die Grundplatten wurden stellenweise mit wässrigem Holzleim eingepinselt und mit Sand und Blumenerde bestreut. Damit ist das Mausoleum nun fertig zum Bemalen.




Schritt 3: Kaputtes Mausoleum bemalen

Bei der Bemalung wurde ähnlich vorgegangen, wie beim Rest der Platte und im Baubericht „Eine Stadt entsteht … und versinkt im Eis“ bereits beschrieben. Ein Grau wurde zur Grundierung 1:1 aus schwarzer und weißer Abtönfarbe gemischt und für die Stimmung mit einem Klecks Blau und Braun veredelt. Die Grundierfarbe wird dann etwa 1:5 mit Weiß gemischt, um ein helleres Grau zu bekommen, welches satt über das gesamte Modell gebürstet wird, so dass nur die Vertiefungen dunkel bleiben.



Anschließend werden die Ruinenteile mit einem wässrigen schwarzen Wash bepinselt, welches in die Vertiefungen läuft und so sanfte Übergänge schafft. Um die Farbe der Mauer etwas zu variieren wird zusätzlich hier und da ein braunes Wash in das schwarze getupft. Nach dem Trocknen können einige Mauervertiefungen, die bei den vorangegangenen Schritten übermalt wurden, noch einmal mit der Grundierfarbe nachgezogen werden.



Nun wird die Ruine mit einem nochmals aufgehellten Grau vorsichtig trockengebürstet. Mit dem selben Grau können an hervorstehenden Steinen Kantenakzente betont werden.



Das Gesamtergebnis wurde abschließend mit etwas Kaisernatron und Sprühkleber in Schnee gehüllt. - Ein Arbeitsschritt, bei dem „weniger oft mehr“ ist, wie ich finde. - Wo zu viel Schnee landet kann man nach dem Trocknen auch wieder welchen herunterschaben. Gezielte Schnee-Highlights wurden mit wässrigem Holzleim und Natron aufgebracht.



Damit ist die Ruine meines kaputten Mausoleum fertig für die Platte! Um jedoch zu viel Genkrümel auf dem Spielfeld zu verhindern empfiehlt sich, den Schnee noch leicht mit Acryl-Klarlack zu fixieren. Dieser Baubericht endet natürlich nicht ohne ein paar Fotos des fertigen Modells ...



… und meinen Scratchbuild-Skeletten gefällt ihre neue Bude auch.